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Mittwoch, 28. Juni, um 5 Uhr morgens ist es endlich soweit, 1 Jahr Planung und Vorbereitung werden endlich in die Tat umgesetzt.

Aufstehen, in die bereit liegenden Klamotten hüpfen, Zähne putzen und den Koffer, die Bogentaschen und etliches an Zubehör, alles am Vortag gepackt und bereitgestellt, ins Auto verladen. Ein Abschiednehmen von den Lieben, die nicht mitkommen und los geht es. 2.500km mit dem Pkw, verteilt auf 3 Tage, liegen vor uns. Uns, das ist mein 14jähriger Sohn Julian und ich, Holger. Wir fahren zur WBHC (World Bowhunter Championship, Weltmeisterschaft im 3D-Bogenschießen) nach Rovaniemi, Finnland. Die Fahrt verläuft erfreulich ereignislos.

In Rovaniemi angekommen, inzwischen ist es Freitagnachmittag, fahren wir sofort zum Competition Center, um uns anzumelden und die standardmäßige Materialkontrolle zu absolvieren. Der Speedtest (die Pfeilgeschwindigkeit darf die 300 feet per second (= ca. 330 km/h) nicht überschreiten) ist für Compoundbögen Pflicht und wird ohne Probleme bestanden. Danach geht es ins Hotel, frisch machen und ausruhen.

Am Samstag wird eine Trainingseinheit absolviert, dann geht es in die Stadt ein bisschen Sightseeing.

Sonntagvormittag: Trainingseinheit, am Nachmittag treffen sich alle deutschen Teilnehmer und der deutsche Teamkapitän (Kalle Dittmar) erklärt uns die Besonderheiten für dieses Turnier:

  • Da wir uns rund um Rovaniemi in der freien Natur bewegen, könnte es durchaus vorkommen, dass wir „wildlebenden“ Rentieren begegnen, in solch einem Fall warten bis das Tier weg ist und erst dann schießen, ansonsten kostet das mindestens 10.000 EUR; notfalls einen Range Marshall rufen, der das Tier vertreibt
  • Verschossene Pfeile nur oberflächlich suchen, nicht danach im Boden kratzen, sonst droht eine Verwarnung und im Wiederholungsfall die Disqualifikation (Vegetation ist hier sehr wertvoll)

Danach treffen sich alle Teilnehmer (ca. 900) zum Marsch der Nationen, und so laufen wir in einer langen Prozession zum Competition Center, wo wir die Eröffnungsfeier miterleben.

Insgesamt sind 31 Nationen vertreten. Außer fast allen europäischen Ländern sind auch Teilnehmer aus Argentinien, Australien, Brasilien, Hong Kong (nicht China!), Neuseeland, Südafrika und den USA dabei.

[Einschub: kurze Erklärung über den Ablauf des Turnieres: das Turnier geht über 5 Tage, wobei jede Gruppe einen Tag Pause hat, somit hat jeder Teilnehmer 4 Wettkampftage. Diese teilen sich auf in 1 x 3D-Hunter Runde = 1 Pfeil pro Ziel / 1 x 3D-Standard Runde = 2 Pfeile pro Ziel von unterschiedlichen Pflöcken, beide Pfeile werden gewertet / 2 x 3D-Tierrunde = max. 3 Pfeile, der erste Treffer wird gewertet. Bei jeder Runde werden 28 Ziele geschossen und es können immer maximal 560 Punkte erreicht werden.]

Dann ist es Montag und damit erster Wettkampftag.

Julian startet in der Klasse Junior, Blankbogen Compound (kein Visier, keine Lösehilfe). Leider ist er in der Klasse alleine, er schießt also nur gegen sich selber. Ab 8 Uhr ist einschießen, um 8:45 Uhr geht es in den Parcours, die 3D-Hunter Runde ist angesagt. Auch wenn er alleine in seiner Klasse ist, läuft er natürlich nicht alleine durch den Wald, er ist mit 5 anderen Jugendlichen unterwegs und kann nach ca. 6h mit 260 Punkten auf seinem Schießzettel den ersten Tag abhaken.

Holger startet in der Klasse Veteranen, Bowhunter Unlimited (ein Compoundbogen mit einem Mehr-Pin-Visier und einer Lösehilfe) und darf am ersten Tag auch mit der 3D-Hunter Runde und direkt mit dem Nachschießen – auch eine Besonderheit dieses Turniers - beginnen. Da es hier um diese Jahreszeit 24h hell ist, wird jede Gruppe einen Parcours um 20:00 starten. Gegen 2 Uhr ist die Gruppe fertig und Holger steht mit 468 Punkten auf dem dritten Platz – ein toller Start.

Der Dienstag ist für Holger Ruhetag, Julian startet um 11 Uhr seine erste 3D-Tierrunde und geht mit fantastischen 498 Punkten aus diesem Parcours.

Am Mittwoch beginnt Julian um 8 Uhr (ab 7 Uhr ist einschießen) seine 3D-Standard-Runde, die er mit 278 Punkten abschließt. Holger darf um 11 Uhr ran, mit seiner ersten 3D-Tierrunde und geht mit 544 Punkten aus dem Parcours. Ein tolles Ergebnis, trotzdem rutscht er damit auf den 4. Platz ab.

Der Donnerstag beginnt für Holger um 8 Uhr mit der 3D-Standard Runde. Nach 7,5h ist auch diese Runde fertig und Holger hat 472 Punkte auf dem Zettel. Damit konnte er zwar dem Drittplatzierten* ca. 30 Punkte abnehmen, gleichzeitig haben aber der 5.- und 6.-Platzierte jeweils ca. 20 Punkte mehr, deshalb landet Holger am Ende des Tages auf dem 5. Platz. (* Kleine Anmerkung: der Drittplatzierte war Frederic Brun aus Frankreich, dieser hat letztes Jahr die EM in Confolens, Frankreich organisiert.) Julian hat an diesem Tag sein Nachtschießen, welches im Modus 3D-Tierrunde stattfindet und er schafft wieder fantastische 490 Punkte.

Am letzten Turniertag hat Julian seinen Ruhetag, Holger darf um 10 Uhr zu seiner zweiten 3D-Tierrunde ran. Diese Runde wird mit 542 Punkten beendet, das reicht leider nicht um den 5. Platz zu verteidigen, mit 556 Punkten schafft es der bis dahin 6.-Platzierte sich vorbeizuschieben und so steht Holger am Ende des Turniers auf dem 6. Platz. Was immer noch ein tolles Ergebnis ist – immerhin reden wir hier von einer Weltmeisterschaft!

Erlaubt mir noch ein Abschlusswort. Julian hat die bisherigen „Bowhunter World Best Scores“  (sinngemäß der Weltrekord der Bowhunter Disziplinen) aus dem Jahre 2011 in seiner Klasse verbessert:

3D-Tierrunde: von 326 auf 498

3D-Standard Runde: von 169 auf 278

3D-Hunter Runde: von 230 auf 260

Ich denke, damit hat er sich den Titel „Weltmeister“ auf jeden Fall verdient!!!

 

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